Schneller als gedacht, war er plötzlich da - unser Abreisetag. Die vergangenen Monate waren ziemlich entspannt, was unsere Reisevorbereitungen anging. Es gab nicht sonderlich viel zu besorgen
oder vorzubereiten. Neue Pässe und den Auslandsführerschein hatten wir bereits im März besorgt und sonderlich viele Anschaffungen im Sinne von Equipment oder ähnlichem gab es eigentlich auch
nicht. Lediglich neue Koffer hatten wir uns gekauft und natürlich das Flugticket für den ersten Flug nach Kuala Lumpur. Wir wollten die größtmögliche Flexibilität auf unserer Reise und daher
nicht gebunden sein an Weiterflug- bzw. Weiterreisedaten. Neben dem Flugticket gab es daher auch nur eine weitere Buchung vorab, nämlich jene für unser Homestay in KL. Die komplette weitere
Planung sollte dann von unterwegs aus erfolgen.
Am frühen Mittag des 30.10.2018 checken wir ein letztes Mal die Wohnung. Der Kühlschrank ist leer und abgetaut, überall sind die Stecker aus den Dosen gezogen und die Sicherungen für alles, außer
Licht sind raus. Die Schlüssel sind übergeben, alle nötigen Parteien wissen Bescheid und wir stehen mit 2 gepackten Koffern, einem Backpack und einer Fototasche vor der Wohnungstür - ein letzter
Blick, Licht aus, Tür zu und los gehts! Ein paar Minuten zuvor wurden wir per SMS bereits über eine 20minütige Verspätung unseres Flixbuses informiert. Unser Flieger geht 16.40 Uhr von Tegel,
11.20 Uhr ist eine solche SMS daher noch unkritisch. Das ändert sich als kurze Zeit später nochmalige 20 Minuten Verspätung per SMS bekannt gegeben werden. Viele Alternativen bleiben uns für die
Fahrt nach Berlin nicht, sollte der Bus ausfallen, was wir aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht erahnen. Bei Flixbus kann man den aktuellen Standort des Busses online checken, unserer steht da
irgendwie noch in Prag, wo er nicht stehen sollte. Mittlerweile fährt der Flixbus nach Hamburg ein. Den freundlichen Fahrer bitten wir um Auskunft zum Verbleib unseres Busses und fragen ihn, ob
wir bei ihm mit fahren können, da auch seine Route über Berlin geht. Der Fahrer scannt unsere Tickets und nickt mit dem Kopf. Wir können mit nach Berlin. Allerdings fährt er weder über Tegel,
noch über den ZOB, sondern nur über 3 andere Stationen in Berlin, von denen eine der Alexanderplatz und damit die nächste Station nach Tegel ist. Wir steigen ein und fangen an zu rechnen. Wir
haben bereits 1 Stunde eingebüßt und müssem vom Alex noch ca. 30-40 Minuten mit den Öffentlichen nach Tegel. Das wird knapp. Am Alex angekommen, geht es zielstrebig zur Bushaltestelle, an der wir
laut Auskunft in den Bus nach Tegel steigen sollen. Ein freundlicher Mitarbeiter der Beliner Verkehrsbetriebe klärt uns aber auf, dass dieser heute aufgrund einer Demo nicht fahren wird. Shit!
Letzter Ausweg heißt jetzt: Taxi. "Nach Tegel, so schnell wie möglich", sagen wir dem Taxifahrer beim Einsteigen. Da ist es bereits kurz vor 15.30 Uhr. Die Zeit wäre ansich nicht das Problem,
wenn wir nur kein Aufgabegepäck hätten. Der Gepäckschalter schließt nämlich eine Stunde vor Abflug. Unser Taxifahrer ist - welch Überraschung - der langsamste Fahrer von Berlin. An Ampeln wird
beim Umschalten von Grün auf Gelb gehalten und es werden freundlich vorausfahrende Busse von der Haltestelle in die Spur gelassen. Wir werden keine Freunde, das wird schnell klar. In Tegel
angekommen, ist unser Check-In Schalter auffällig leer. Es sitzen zwar noch Leute vom Bodenpersonal, aber es steht keiner mehr an. "Der Schalter ist schon zu, Sie sind zu spät", lässt uns der
Mitarbeiter wissen und zeigt an den Nachbarschalter zu seiner Kollegin, die es jetzt wohl richten soll. Eine dritte Kollegin zückt bereits ihr Funkgerät: "Ihr müsst nochmal zurück, hier sind noch
2 Gepäckstücke". Es ist 15.42 Uhr. Wir haben also Glück und werden unser Gepäck noch los. Doch damit (noch) nicht genug, wiegt die Dame auch unser Handgepäck. Dass unser Backpack mit 10 Kg ganze
2 Kg zu schwer ist, wussten wir schon zu Hause nach dem Wiegen. Also müssen 2 Kindles und 1 Smartphone aus dem Rucksack für einen Augenblick aus dem Rucksack und in die Fototasche. Wir werden nie
verstehen, welchen Unterschied es macht, ob das Handgepäckgewicht auf 1 oder 2 Taschen verteilt ist. Beide Taschen kommen in die Handgepäckablagen, beide Taschen stehen nebeneinander. Egal, für
kurze Zeit verteilen wir das Gewicht eben auf beide Taschen. Die Frage nach unserem Weiterflugticket durfte natürlich auch nicht fehlen. Das sowas passieren kann, wussten wir auch vorab, aber
dass es schon beim ersten Flug soweit wäre, hätten wir nicht gedacht. Selbstverständlich hatten wir ein sogenanntes "Onwardticket" am Morgen gebucht. Dabei handelt es sich um eine 48 Stunden
Reservierung, die man für ca. 10 Dollar pro Peron kauft. Es ist also ein echtes Ticket mit einem echte Buchungscode. Nach dieser ganzen Prozedur und einem nahenden Nervenzusammenbruch ging es
dann glücklicherweise nahtlos durch die Ausreise, Gepäckkontrolle und zum Boarding. All das dann ohne besondere Vorkommnisse. Der Flug nach Doha ist vorbei wie nichts und im Anschlussflug nach KL
bekommt jeder von uns eine eigene Reihe für sich, da die Maschine nicht ausgebucht ist. Um 15.30 Uhr Ortszeit setzt die Maschine in KL auf und wir werden von strömendem Regen empfangen.
Der Flughafen von KL liegt ca. 60 Km außerhalb der Stadt und so fahren wir mit dem Taxi zur Unterkunft. Das geht auch deutlich billiger als auf diese Weise, aber die umgerechnet 25 Euro für die
Fahrt sind durchaus ok.
Nach der kurzen, jetlag-geplagten Nacht gibt es zunächst Frühstück. In unmittelbarer Nähe zu unserem Homestay befindet sich eine große Mall, in der wir schon nach kurzer Zeit ein passendes kleines Lokal zum Frühstücken finden. Die Imbisse, Kneipen und Fresstände sind hier gleich auf mehreren Etagen verteilt, d.h. auf diesen Etagen gibt es außer diesen dann keine Shops, sondern eben nur Essen. Ausgedrückt in Zahlen sind das in dieser Mall auf einer Etage in etwa 25-30 Lokale. Essen in Malaysia gehört, wie in vielen anderen asiatischen Ländern, einfach zur Kultur und ist wesentlich präsenter in den Altag integriert als bspw. in Deutschland. Die Auswahl an Restaurants ist riesig, ebenso wie die Auswahl an kleineren Ständen mit Snacks, Sushi, Gebäck, Kuchen oder allem anderen, was das Herz begehrt. Nach dem Essen laufen wir los in Richtung der Petronas Towers, dem Wahrzeichen der Stadt. Laut Google Maps sind es ca. 2,5 Kilometer. Die Hitze drückt mit 32 Grad und gefühlter 90%iger Luftfeuchtigkeit und der Jetlag tut sein übriges, kurzum: es ist anstrengend und schon nach kurzer Zeit läuft der Schweiß nur so und wir brauchen eine Pause. Die beiden Zwillingstürme mit der auf 172 m gelegenen Skybridge sind eindrucksvoll. Im Inneren gibt es neben unzähligen Büros auch eine angeschlossene Mall namens Suria KLCC, einen Konzertsaal und eine Kunstgalerie. Die Mall ist mehr als doppelt so groß wie das KaDeWe in Berlin, jedoch übertrifft die Mid Valley Megamall die Verkaufsfläche nochmals um das 3fache ;-) Wer shoppen will, kommt nach KL!
In KL fährt man am besten mit der Metro von A nach B. Die Ticketpreise richten sich nach der Strecke und liegen bei umgerechnet 25 Cent bis 1 Euro pro Peron und Strecke. Es gibt in einigen Zügen Abteile nur für Frauen bzw. Frauen mit Kindern. Teilweise machen diese Abteile mehr als die Hälfte des ganzen Zuges aus. Die Malayen wissen schon an der Haltestelle wie sie zu stehen haben, damit jeder im passenden Abteil einsteigt. Nach etwa 20minütiger Fahrt mit der Metro erreicht man die Batu Caves, die bekanntesten Höhlen von KL. Hier kann man in riesigen Kalksteinhöhlen Tempel und Schreine bestaunen. Hierher kommen nicht nur zahlreiche Touristen sondern natürlich auch Gläubige und Pilger. Die Haupthöhle ist beeindruckende 100 Meter hoch. Der Eintritt in die Höhlen ist frei und man gelangt über 270 steile und bunte Treppen hinauf. Am Fuße ragt die goldene Statue des Gottes Murugan mit 42m in die Höhe. Neben der Haupthöhle gibt es noch zahlreiche weitere und kleinere Höhlen.
Unser Appartment (Regalia Residence) liegt genau gegenüber der Skyline von KL und auf dem Dach gibt es neben einem Swimmingpool auch eine grandiose Aussicht auf die Stadt - bei Tag wie bei Nacht. Nach einer Erfrischung am Morgen im kühlen Nass geht es mit der Metro erneut zum KLCC. Denn hinter den Petronas Towers gibt es einen schönen Park mit schicken Grün- und Wasseranlagen, von wo aus man nochmals einen tollen Blick auf die beiden Türme hat.
Vom KLCC ist es auch nicht mehr weit bis nach Chinatown. Das Herzstück von Chinatown ist ein riesiger, teils überdachter Markt mit Kopien von so gut wie allem, was man sich vorstellen kann: Schuhe, Uhren, Rucksäcke, Koffer, Kleidung, Handys, alles, einfach alles. Aber vor allem kann man auch immer eines in Chinatown: Gut und richtig preiswert essen. In den sogenannten China Hawkern, gibt es verschiedene kleine Stände, die alle etwas anderes anbieten und das zu unglaublich wenig Geld. Es ist so gut wie unmöglich mehr als 3 Euro pro Person für üppiges Essen und Getränke zu bezahlen. Aber es ist saulecker. Im November ist noch Regenzeit in KL und dieser Monat auch der regenreichste Monat des Jahres. Seit unserer Ankunft hat es jeden Tag geregnet und auch bei unserem Besuch in Chinatown soll dies nicht ausbleiben. Regen hier ist so, als würde da oben jemand eine Schleuse öffnen und es dann für eine Weile einfach laufen lassen.
Besonders eindrucksvoll war der Independence Square (Dataran Merdeka) mit dem anliegenden Sultan Abdul Samad Building. Das Gebäude, welches 1897 fertig gestellt wurde, dient heute als Sitz des Obersten Gerichtshofes des Landes.
Nach 4 Tagen in KL hatten wir uns als nächtes Ziel die Küstenstadt Melaka ausgesucht. Am einfachsten reist man in Malaysia auf dem Landweg per Bus. Das Busnetz ist nicht im Ansatz mit jenem im Deutschland zu vergleichen. Es gibt Busverbindungen zwischen jeder größeren Ortschaft in Malaysia, wobei diese Verbindungen dann von zahlreichen Busunternehmen angeboten werden. Die Verbindung KL-Melaka konnte man bspw. im Halbstundentakt buchen. Entsprechend gut organisiert ist dann auch die Busabfertigung. Wir haben alle Bus- und später auch alle Fährtickets über https://www.busonlineticket.com/ gebucht. Wir mussten zunächst zum Busterminal "Terminal Bersepadu Selatan" mit der Metro. Das Terminal ist das größte Busterminal in KL. Es gleicht einem Flughafenterminal. Die Busse fahren von mehreren Ebenen ab, auf denen man an mehreren Gates in die Busse einsteigt. Checkin und Boarding läuft wie am Flughafen ab, nur ohne Sicherheitskontrolle. Die Busse sind klimatisiert und man hat jede Menge Platz. Teilweise gibt es WLAN an Board, jedoch nicht immer. Unsere Fahrt dauerte ca. 2 Stunden für 4,86 Euro - für 2 Personen wohlgemerkt! Je häufiger die Strecke bedient wird, desto geringer der Preis. Auf der Fahrt nach Melaka haben wir uns über den Transport vom dortigen Busterminal zur Unterkunft in der Altstadt schlau gemacht. Das Terminal liegt nämlich etwas dezentral. Schon in KL haben wir überall von "Grab" gelesen, der südostasiatischen Variante von "Uber". Also haben wir uns die Grab-App installiert, registriert und unsere erste Fahrt gebucht. Das ist wirklich super easy: Startpunkt wählen, Zielort wählen, buchen. Die App zeigt an wie viele Fahrer in der Nähe sind, wie viel die Fahrt kostet und nach der Buchung in wie viel Minuten der Fahrer ankommt. Für die Fahrt vom Busterminal in die Altstadt zahlen wir 8 MYR (ca. 1,80 Euro). Unser Fahrer Mohd arbeitet nur nebenbei als Grab-Fahrer, so wie das eigentlich jeder Grab-Fahrer hier in Malaysia tut. Im Hauptjob arbeitet er bei einer Versicherung. Nach dem Check-In im Hotel treibt es uns hinaus in die Straßen der Altstadt und zugleich in das quirlige Treiben dieser Stadt, die seit 2008 zum Unesco Weltkulturerbe zählt. Die Altstadt rund um den Jonker Walk ist durch und durch touristisch, überall gibt es kleine Läden, Cafés, Bars und Restaurants. Durch die Hauptstraßen schieben sich zur Rushhour die Autokorsos. Doch Melaka hat mehr zu bieten. Abseits der Hauptpfade gibt es jede Menge zu entdecken: Streetart, Museen, Tempel, Kirchen, Chinatown, indische Bauten und Moscheen. Entlang des Melaka Rivers, der die Stadt in 2 Hälften teilt, erstreckt sind eine wundervolle Uferfront, entlang derer sich viele kleine picturesque Häuser reihen und zahlreiche hippe Bars zum Verweilen einladen.
Die Uferfront hat es uns angetan und so bleiben wir auch nach Einbruch der Dunkelheit noch eine Weile am Ufer und genießen die tolle Abendstimmung. Die vielen Rikschas, die tagsüber zwar zahlenmäßig und aufgrund der laufenden Musik an Bord aber sonst nicht wirklich auffallen, verwandeln sich am Abend in blinkende und farbenfrohe Hingucker und buhlen um die Gunst potentieller Mitfahrer.
Auf dem Rückweg ins Hotel fällt uns ein kleiner Händler mit Bildern auf, der am Straßenrand sitzt und dort seine Werke aufgereiht hat. Es sind Zeichnungen und Malereien von Szenen aus Melaka. Die schwarz-weiß Bilder malt der Künstler entweder mit einem Feinliner oder mit dem Bleistift. Er zeichnet die Bilder grob vor Ort der jeweiligen Szenerie vor und malt dann aus dem Gedächtnis zu Ende. Ein großartiger Künstler. Für ein Bild wollte er jedoch lediglich 10 MYR, was umgerechnet ca. 2,50 Euro sind. Ein wahrhaft viel zu niedriger Preis.
Am nächsten Tag entschließen wir uns nach dem Frühstück in einer dieser hippen Bars und einem anschließenden Spaziergang an der Uferfront erst zu einer Fahrt auf den Aussichtsturm mit drehender Plattform und danach zu einer River Cruise Tour auf dem Melacca River. Nach so viel Anstrengung gönnen wir uns eine Fußreflexzonen- bzw. Schulter- und Rückenmassage ;-) Faszinierend war, welche "Leiden" der gute Mann durch Tasten und Fühlen der Füße feststellen bzw. bestätigen konnte. Verschiedene Zonen des Fußes repräsentieren nach chinesischer Lehre unterschiedliche Organe oder Bereiche des Körpers.
Melaka kann man übrigens auch als Tagesausflug von Singapur oder Kuala Lumpur aus besuchen. Unser Fazit ist jedoch, dass man Melaka an einem Tag nicht gesehen hat und man die Stadt insbesondere am Abend unbedingt erleben sollte.
Weiter ging es mit dem Bus zum nächsten Ziel: Ipoh. Ipoh liegt ca. auf halben Weg zwischen Kuala Lumpur und George Town. Die Strecke von Melaka direkt nach George Town ist uns mit ca. 8 Stunden Fahrt dann doch etwas zu lang und so entschließen wir uns, zunächst nach Ipoh zu fahren, nachdem wir uns auf einigen Blogs zu diesem "Geheimtipp" belesen haben. Ipoh ist die fünftgrößte Stadt in Malaysia und tatsächlich weniger touristisch als Melaka oder George Town. Unsere Busfahrt dauert knapp 6 Stunden und wir kommen am späten Nachmittag in der Stadt an. Schon im Hotel finden sich im Aufzug einige Hinweise zu Streetart-Werken. Die Stadt wirkt ein wenig verschlafen, viele Geschäfte haben bereits geschlossen oder stehen leer. Nach dem Trubel in Melaka ist das aber eine willkommene Abwechslung.
Die Altstadt von Ipoh ist geprägt durch viele schmale Gassen, alte Kolonialbauten, zahlreiche Streetart-Werke und ganz viel Charme. An jeder Ecke gibt es etwas zu entdecken. Es gibt viele kleine Cafés und Restaurants. Die wohlen bekanntesten Gassen sind die Market Lane und die Concubine Lane. Erstere ist aufgrund der vielen umgedrehten bunten Regenschirme, die über der Gasse aufgehängt sind, ein beliebtes Fotomotiv. Die Concubine Lane bietet zahlreiche kleine Shops und Cafés. Wir laufen zunächst alle großen Streetart-Werke ab, bevor wir im "Plan B", einer Art Markthalle eintauchen. Hier findet man kleine Läden für Klamotten und Kunst, Essmöglichkeiten und dazu jede Menge Hipstertum.
Viele Streetart-Werke in Ipoh stammen von keinem geringerem als dem litauischen Künstler Ernest Zacharevic, der im Jahr 2014 innerhalb eines Monats hier 8 Murals malte, nachdem er zuvor in George Town seine Spuren hinterlassen hatte. Die Werke in Ipoh entstanden als Kollaboration mit der lokalen Kaffeekette Old Town Coffee, was auch der Grund ist, weshalb die meisten Bilder einen Bezug zum Thema "Kaffee" haben. So gibt es z.B. die Murals "Old man drinking coffee" oder "Take a coffee break".
Unweit des Zentrums von Ipoh befindet sich der Höhlentempel "Kek Lok Tong". In der Höhle findet man zahlreiche Buddha-Statuen und Tropfsteine. Durchquert man die Höhle, gelangt man in einen wunderschönen Garten mit einem großen Teich und kleinen Pagoden, die Schatten spenden. Es ist ein Ort der Ruhe.
Auf der anderen Seite des Flusses, in Ipohs "Neustadt" gibt es ein weiteres Highlight der Streetart-Szene, die Mural Arts Lane. Hier finden sich auf einem ganzen Straßenzug alter Häuser dutzende Bilder an den Wänden.
Nach 2 Nächten in Ipoh geht es für uns bereits weiter. Doch zuvor schauen wir uns die Stadt nochmal aus der Vogelperspektive an :-)
Nächstes Ziel auf unserem Weg gen Norden war George Town auf der Insel Penang. Wir fahren wieder mit dem Bus von Ipoh. Auf dem Weg vom Hotel zum Busterminal kommen wir mit unserem Grab-Fahrer ins Gespräch. Irgendwie kommen wir auf das Thema Urlaubstage und er berichtet, dass man in Malaysia zwischen 10 und 14 Tagen Urlaub pro Jahr hat. Gearbeitet wird im Schnitt an 6 Werktagen mit maximal 48 Stunden pro Woche. Viele Leute haben mindestens 2 Jobs. Und, die Malayen reisen gern, vor allem die jüngere Generation. Er selbst möchte unbedingt bald in die Schweiz oder nach Österreich, denn er liebt die Berge! Unser Bus fährt pünktlich vom Terminal ab und nach 2 Stunden erreichen wir George Town.
Auch George Town ist geprägt von Bauwerken aus der britischen Kolonialzeit, chinesischen Pagoden, indischen Tempeln, christlichen Kirchen und Moscheen. Ein bunter Mix der unterschiedlichen
Religionen. Auch George Town gehört zum UNESCO Weltkulturerbe (seit 2008). George Town ist bunt, nicht nur was die Architektur der Stadt anbelangt, sondern auch ethnisch. Der überwiegende Teil
der Bevölkerung stammt von Zuwanderern ab. Rund um die Armenian Street im historischen Kern der Altstadt herrscht reges Treiben, überall finden sich kleine Geschäfte, Stände und handwerkliche
Betriebe neben zahlreichen Cafés und Restaurants.
George Town ist zudem das Zentrum der asiatischen Streetart-Szene geworden, auch bekannt als die Streetart Haupstadt (Street Art Capital) von Asien. Überall finden sich große und kleine Werke an den Häuserwänden, teils auch interaktive Murals. Bereits 2012 wurden die ersten Werke vom litauischen Künstler Ernest Zacharevic geschaffen, damals anlässlich des George Town Kultur-Festivals. Seitdem werden es jährlich mehr. Doch die Werke sind nicht für die Ewigkeit, denn sie unterliegen dem natürlichen Verfall der Substanz, auf der sie aufgebracht sind. Von manchen Wänden prökelt bereits der Putz und auch Sonne und Regen hinterlassen ihre Spuren. Einige Werke werden in ein paar Jahren bereits verschwunden sein.
Am Abend unseres zweites Tages in George Town erleben wir abermals die malayische Regenzeit. Wir sitzen beim Inder zum Essen als es anfängt zu regnen. Natürlich haben wir den Schirm im Hotel gelassen und es ist schlicht unmöglich zu Fuß zurück ins Hotel zu kommen ohne klitschnass zu werden. Also fahren wir kurzerhand per Grab zurück. Es regnet noch einige Zeit weiter und zwar so sehr, dass die Straße vor dem Hotel überflutet wird. Das ist hier allerdings Normalzustand während der Regenzeit und so stört das auch niemanden sonderlich. Letztlich ist alles so gebaut, dass die Wassermassen auf kurz oder lang abfließen können, auf unserer Straße dauert es nur etwas länger.
Unser vorerst letztes Ziel in Malaysia hieß Langkawi. Auf der Insel wollten wir ein paar Tage abspannen und nicht allzu viel unternehmen. Sonne, Strand und Meer! Stefans Eltern waren zur gleichen Zeit ebenfalls auf Langkawi im Urlaub, sodass wir uns eine Unterkunft in der gleichen Ortschaft suchten und am Cenang Beach (Pantai Cenang) in einem Guesthouse unterkamen. Für den Reiseweg hatten wir uns diesmal für die Fähre von George Town nach Langkawi entschieden. Fahrtzeit 2,5 Stunden. Die Superfast Ferry legte pünktlich um 14 Uhr ab und wir schipperten 16.30 Uhr im Fährhafen von Langkawi (Jetty Langkawi) ein. Von dort waren es dann nur noch 30 Minuten im Sammeltaxi bis nach Cenang. Pantai Cenang ist einer der größten Touristenorte auf der Insel. Die durch die Ortschaft führende Hauptstraße ist gepflastert mit Restaurants, Shops, Barber Shops, Duty Free Einkaufszentren und Hotels.
So völlig ohne Betätigung wollten wir unsere Zeit auf Langkawi dann allerdings doch nicht verbringen, denn die Insel hat einiges zu bieten. Schon im Vorfeld wussten wir, dass es auf der Insel einen Zipline-Park (Umgawa Adventures) gibt. Dieser liegt mitten im Regenwald, wo man dann von Plattform zu Plattform an den Stahlseilen hängt und hinüber fährt. Da das Ganze zu viert mehr Spaß macht als zu zweit, haben wir Stefans Eltern überredet uns zu begleiten. Es gibt 2 verschiedene Touren. Die kleine Tour führt über 6 Seile durch den Regenwald, die große über 12, und auch nur die große Tour führt vorbei am Seven Wells Waterfall. Somit stand außer Frage, ob es die kleine oder die große Tour wird ;-) Nach der Einweisung ging es gemeinsam mit 4 weiteren Gästen, 2 Guides und einem Fotografen los. Die ersten Ziplines sind zum Warmwerden, die Entfernung von Plattform zu Plattform ist recht kurz und auch die Höhe ist leicht bekömmlich. Dennoch befindet man sich quasi in den Baumkronen. Die Höhe fällt anfangs nicht so auf, weil es ringsrum grün ist und man somit auch in der Höhe Fixpunkte hat, die über die tatsächliche Höhe hinwegtäuschen. Nur nicht nach unten sehen, lautet da die Devise. Wir hatten morgens um 8.30 Uhr die erste Tour gebucht, um der großen Mittagshitze zu entgehen. Aber auch zu dieser Zeit ist die Luftfeuchtigkeit im Dschungel erheblich und wir waren schon nach den ersten Fahrten schweißnass. Nach den ersten Babylines, wie die Guides sie nennen, kommen dann die ersten längeren Seile. Doch all das ist nichts bis zur zweitlängsten Distanz der Tour: 170m Seillänge vorbei am Seven Wells Waterfall. Auf dieser Distanz bekommt man auch ordentlich Speed aufs Gewinde ;-) Die längste Distanz der Tour mit 190m Seillänge ist dann natürlich ein Pappenstiel :D Zum Abschluss der Tour heißt es dann noch Abseilen aus 28m Höhe mit dem "Abfahrgerät". Dieses Teil wird u.a. beim Bungeejumping eingesetzt und da steht tatsächlich "Abfahrgerät" drauf. Deutsche Wertarbeit sozusagen. Im Prinzip hängt man mit dem Seil in diesem Gerät und wird nach unten gelassen ohne eigenes Zutun. Man muss nur das Vertrauen haben, sich ins eigene Gurtzeug zu setzen und in 28m über dem Boden zu schweben. Ich hab dann Saskia mal den Vortritt gelassen unter dem Vorwand, ich könne ja niemanden beim Abfahren mit der Gopro filmen, wenn ich zuerst fahre :D Fand sie logisch ;-)
Nach diesem Adrenalin-Kick haben wir uns den Seven Wells Waterfall nochmal von unten angeschaut und sind im Anschluss dann mit der Seilbahn (SkyCab) rauf auf den zweihöchsten Gipfel der Insel (709m) gefahren, den Gunung Machinchang. Die beiden Attraktionen liegen im Prinzip unmittelbar nebeneinander. Die Fahrt geht über 2,2 km Distanz und im steilsten Anstieg 42 Grad in die Höhe. Damit ist die Seilbahn eine der steilsten der Welt. Auf guten 2/3 der Strecke kann man auf einer Zwischenstation aussteigen und von dort schon einmal die Aussicht genießen. Das Highlight auf dem Berg ist die 125m lange Skybridge, die 2005 erbaut wurde und zu den längsten geschwungenen Fußgängerbrücken der Welt zählt. Sie hängt in 100m Höhe über dem Abgrund und wird nur von einem einzigen Mast gestützt. Das wiederum sorgt auch dafür, dass die Brücke schwingt! Geringfügig, aber sie schwingt wahrnehmbar.
Der letzte Tag auf Langkawi stand voll und ganz unter dem Motto "abmatten". Viel mehr Bewegung als der Weg von der Sonnenliege ins Meer uns zurück war nicht drin. Wir waren uns eine ganze zeilang uneins, wie es nach 4 Nächten auf der Insel weitergehen sollte. Die erste Option war, auf Langkawi zu bleiben und an einen weniger touristischen Strand zu wechseln, wobei es davon nicht allzu viele gibt und zudem so gut wie keine Unterkunft in unser Budget passte. Option 2: Thailand. Bis ins Nachbarland ist es von hier aus nur ein Katzensprung und in der Andamansee reihen sich die Trauminseln nur so aneinander. Preistechnisch war dies zudem die für uns bessere Option. Koh Lipe ist nur 1,5 Stunden per Fähre entfernt, aber auch hier sind wir nicht so richtig fündig geworden. Somit fiel die Entscheidung letztlich auf Koh Lanta, wo wir genau das gefunden haben, wonach wir gesucht hatten: Abgeschiedenheit.
To be continued...
2017
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